Montag, 23. Juni 2014

ZZ TOP Schleyerhalle Stuttgart - Konzertbericht

Ziemlich genau 23 Jahre ist es her, als ich mein allererstes Konzert besuchte, und nach einem gefühlten 5-stündigen Programm der Vorbands in der Sommerhitze von Mannheim sehnlich darauf wartete, dass meine damalige Lieblingsband ZZ Top noch die Bühne betritt, bevor ich altersbedingt den Heimweg antreten musste. 
Ich hatte in Kindertagen schon immer ein Faible für haarige Geschöpfe: Chewbacca, Alf, Teenwolf,… und dann entdeckte ich in einer Zeitschrift diese Typen mit den lustigen Bärten. Als diese zudem noch gut abbrockten, war klar: das ist meine Band! Doch bekanntlich ist so eine Jugendliebe zumeist nicht von ewiger Dauer. Das Konzert empfand ich damals fast als zu perfekt, zu routiniert und zu statisch, die Alben, die auf „Recycler“ folgten schienen alle sehr austauschbar und nicht wirklich überzeugend, und ich entdeckte „stürmischere“ Bands wie Mötley Crüe und Guns N Roses für mich.
Die alte Liebe wurde erst wieder so richtig geweckt, als es ZZ Top 2012 nach über 40jährigen Bestehen gelang, ein Hammer-Album namens „La Futura“ rauszuhauen welches wohl eines ihrer besten und coolsten ist und sich auf die Wurzeln der Band besinnt. Erdiger, dreckiger Bluesrock as its best - gesungen von Gibbons mittlerweile noch dreckigeren Whiskey-Stimme - darunter die gefühlvolle Ballade „Over you“ und die Sommer-Rockhymne „Flyin´high“ mit Hit-Potential. So konnte ich nicht anders als die 3 Herren ein zweites mal live zu erleben, auch wenn manche Zuschauerkritiken im Netz nicht allzu positiv ausfielen: von zu kurzer Spieldauer, Lustlosigkeit und sogar Playback-Vorwürfen war die Rede. Meine gezügelten Erwartungen wurden dann allerdings deutlich übertroffen! Sicherlich ist die Kommunikation mit dem Publikum auf ein Minimum reduziert und die Bühnenshow beschränkt sich auf zwei quadratische LED-Wände, die man aus der letzte Reihe wahrscheinlich nur mit Fernglas entdeckten konnte. Dafür ließ die Combo aus Texas die Musik sprechen, legte von Anfang an eine enorme Spielfreude und Lockerheit an den Tag und heizte der leider nur halb besetzten Schleyerhalle mit Blues, Rock und Boogie mächtig ein. Live wird einem erst wieder so richtig bewusst, was für ein begnadeter Gitarrist Billy Gibbons doch ist, der von Dusty Hills wuchtigen Bass und dem souveränen Schlagzeugspiel von Frank Beard perfekt begleitet wird. Das Konzert endete pünktlich vor Sonnenuntergang, wobei ich doch Respekt habe wenn es einer Band gelingt, 44 Jahre Musikgeschichte auf ca. 80 Minuten zu komprimieren, ohne dass in der Setlist ein großer Hit gefehlt hätte. Die erfolgreichen Songs der 80er wie „Gimme all your Lovin´“ und „Sharp dressed Man“ wechselten sich mit Songs der ersten Tage wie „Snake Tube Boogie“ und der Hendrix-Hommage „Foxy Lady“ ab. Und spätestens nach dem Finale, bestehend aus „La Grange“ und „Tush“, bei dem sich Gibbons in der Gesangspause eine Zigarre gönnte, war der Saal in Ekstase „gebluest“ und feierte frenetisch die guten alten Songs. 
Nach dem Konzert war für mich persönlich klar, wie ich diese Band nehmen muss. Eine "Liebesbeziehung" wäre für ZZ Top-Verhältnisse viel zu viel Aufregung, ihre Musik ist eher wie ein guter alter Freund mit dem man an der Theke einer verrauchten Bar sitzt und bei einem Glas Whiskey über Gott, die Welt und die Frauen philosophiert und feststellt, dass das Leben gar nicht so übel ist! 


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